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Reisetagebuch Kroatien 2016 – Von Jelsa nach Split

Sandra Dirks - von Jelsa nach Split mit dem Wasserflugzeug 3

Jelsa ist auch der kleine Ort, von dem aus das Wasserflugzeug in Richtung Split startet  startete.

Split ist die zweitgrößte Stadt Kroatiens, und der Ausgangspunkt für die Anreise zu allen möglichen Inseln, die vor der Küste liegen. Mit der Autofähre sind wir zu Beginn unseres Urlaubs etwa 2 Stunden bis nach Hvar gefahren. Mit dem Katamaran, mit dem man als Fußgänger auf die Insel kommt, fährt man etwa 90 Minuten, kostet umgerechnet etwa 8,- € pro Person. Mit dem Wasserflugzeug der Fluglinie European Coastal Airlines braucht man etwa 15 Minuten. Dazu ist es auch noch erschwinglich, der Preis für einen Flug kostet 45,- € pro Person. Kostete, denn leider hat die Fluglinie 2017 ihren Flugverkehr eingestellt. Einstellen müssen! Das ist sehr schade.

Sandra Dirks - von Jelsa nach Split mit dem Wasserflugzeug 2

Trotzdem stelle ich dir hier unsere wunderbare Reise in einem verrückten schönen Flugzeug vor.

Ganz nebenbei war der Ehemann sehr begeistert von dieser Variante, denn wann bekommt man schon mal die Möglichkeit relativ preiswert einen solchen Flug zu unternehmen?

Plan: Hin nach Split für einen Tagesausflug mit dem Flugzeug, zurück mit dem Katamaran. Damit wir auch ordentlich Zeit in Split haben, Hinflug mit dem ersten Flug um 8:40 Uhr, zurück mit dem Katamaran um 16:30 Uhr.

Der Abend und die Nacht davor waren der Hammer. Es stürmte wie verrückt. Mitten in der Nacht mussten wir noch den Wäscheständer vom Balkon retten, und sogar die schweren Stuhlkissen auf dem Balkon einsammeln. Man konnte nachts das Meer hören, wie es in unsere kleine Bucht gegen die Steine klatschte. So sicher war unser Flug also noch nicht.

Erleichterung machte sich breit, als wir am nächsten Morgen gegen 8:00 Uhr das Auto in Jelsa auf dem Parkplatz abstellten, und es fast windstill war. Wir hatten noch nicht gefrühstückt, weil wir das in Ruhe in Split irgendwo in einem netten Café machen wollten. Etwa eine Stunde später stellte sich heraus, dass das für mich nicht unbedingt der beste Plan gewesen war.

Ganz neugierig, und ein bisschen aufgeregt (ich!), checkten wir in den modernen Glascontainern zum Flug ein, die die Fluggesellschaft am Ende der Hafenmole bezogen hatte. Gespannt warteten wir auf die Ankunft des Wasserflugzeugs. Es startet morgens in Split, und der erste Flug von Jelsa ist dann immer um 8:40 Uhr.

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Ich hatte so ein Wasserflugzeug noch nie in echt gesehen. Kannte es aber aus dem Kino, wo es ganz sicher abstürzte, und so den Protagonisten zumindest erlaubte, sich näher zu kommen. Also in den Filmen, die ich mir anschaue. In denen mit Happy-End, da geht das immer alles super. Aber im echten Leben, und dann 2016, ein Jahr, in dem ziemlich viele Dinge entweder beschissen, oder nicht lustig sind? Super Idee.

Der Kapitän steigt aus und spricht mit uns. Er sieht aus wie ein strahlender und heldenhafter U.S.-Army-Pilot, der die Welt rettet.

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Er lächelt: „Is this your first flight?“
Ich: „Yöyesss, but I’m very afrrraiiiid.“
Das „afraid“ betone ich wie eine Italienerin, das habe ich mal beim Schüleraustausch aufgeschnappt. Denn wenn ich so afraid bin, dann richtig, dann betone ich das noch mal extra dramatisch.
Er, lässig, tätschelt mich auf der Schulter: „I’ll bring you home.“ Er fügt dann noch hinzu, dass er bereits 35 Jahre Flugerfahrung mit Maschinen dieses Typs besitzt, und dass ich mir gar keine Sorgen machen muss.
Lächelt, schreitet von dannen in den Sonnenaufgang ähh, nö, er setzt sich auf eine alte Holzbank, und lässt sich vom Co-Piloten einen Kaffee bringen, während er sich in ein Telefongespräch vertieft.

Ah, cool! Dann stürzen diese Maschinen im echten Leben also gar nicht so oft ab, wie im Kino.

Ich bin beruhigt, und steige mit einem guten Gefühl ein. Er ist ein Held, er wird es rocken.

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Die Maschine startet, und dreht sich im Abgasgestank im Kreis. Dabei schaukelt sie auf den Wellen herum. Alta, wenn ich mich bei einer Sache ganz schnell übergeben muss, dann ist es Abgasgestank mit Karrusselldrehung. Karrussell vertrage ich übrigens auch nicht.

Endlich! Die Maschine hebt langsam ab, und ich mache die Augen zu. Links neben mir sitzt der fröhliche Ehemann, und hopst fast fröhlich in seinem Stühlchen herum, während er wie verrückt fotografiert. „Sieh mal hier, und da. Das sieht klasse aus, oder?“ Ich versuche es auch mal vorsichtig. Der Abgasgestank ist langsam weg, und ich mache die Augen auf, wage einen Blick nach draußen. Ach so, wenn ein Flugzeug startet, dann mache ich auch immer die Augen zu, bis das Flugzeug einigermaßen gerade fliegt. Wenn es beim Starten abstürzt, dann kann ich das nämlich nicht sehen. 🙂
Womöglich habe ich auch Flugangst, aber das will ich lieber nicht glauben.

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Huch, das ist ja Jelsa!

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Blick von oben auf unsere traumhafte Urlaubsbucht! Sandra Dirks - von Jelsa nach Split mit dem Wasserflugzeug 10 Sandra Dirks - von Jelsa nach Split mit dem Wasserflugzeug 12

Ist das noch Nebel, oder die durch den Start gewässerte Scheibe?

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Oh, da fährt sie, die Autofähre.

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Da kommt schon Split in den Blick.

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„Hmm, schick“, sage ich tapfer. „Wirklich schick!“, bekräftige ich noch mal, während das Flugzeug in ein Wolkenloch fällt. Ich werde einmal durchgeschüttelt. Menno.
Ungefähr 6 Minuten lang fliegt das Flugzeug ohne ein Ruckeln, oder Wolkenlöcher, der Ausblick ist herrlich. Das ist der Punkt, an dem ich Fliegen schön finde. Dann ist schon Split zu sehen, und das Flugzeug sinkt langsam. Muss ja.

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Aber es stellt sich hier auch wieder das Unwohlsein ein. Ich versuche es zu ignorieren. Nee, das geht noch. Eine Stimme in mir sagt: „Du hattest noch kein Frühstück!“ –

Sandra Dirks - Die Reise im Flugzeug visualisiert.

Das wirkt wie ein Startschuss. Kalter Schweiß strömt aus jeder Pore. Scheiße, mein Make-up ist hin, und wir sind auf dem Weg in eine Stadt. Beim Aussteigen werde ich aussehen wie ein Eimer. Automatisch greife ich zur Kotztüte, die vor mir im Sitz steckt. Auf der Tüte steht „Thank you, for your Feedback!“
Humor haben sie hier ja. Fast geräuschlos, weil die Flugzeuggeräusche so laut sind, setze ich professionell die Tüte an. Es lohnt sich fast nicht, denn ich hatte ja kein Frühstück. Vielleicht aber auch ganz gut so. Ich tupfe mir vorsichtig den Schweiß ab – Ihr wisst schon, das Make-up, dann werfe ich das Taschentuch auch in die Tüte. Es platscht ein wenig.
Verstohlen falte ich die Tüte zusammen. Ebenso professionell und tropfsicher, wie es die Frau im Hähnchenwagen immer macht, damit man das Huhn tropffrei nach Hause bekommt. Ihr kennt das.

Während der Co-Pilot das Flugzeug am Steg festbindet, dreht sich der Pilot zu mir um: „Here we are! Safe back home.“
Ich blicke ihn strahlend an, wie die Prinzessin den tapferen Ritter, und murmele sowas wie „Danke, you.“
Ich halte die Tüte ein bisschen tiefer nach unten, damit er mein Feedback nicht sieht. Wenig später auf dem Weg zum Shuttlebus, der uns in die Altstadt von Split bringen soll, versuche ich die Feedback-Tüte unauffällig in einem Mülleimer zu entsorgen.
Ich fand das Feedback jetzt nicht so konstruktiv, und wollte es daher nicht im Flugzeug zurücklassen. Es gab auch gar keine Box dafür.

Also, wenn Ihr mich fragt: Ich würde es wieder tun.

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