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Sonntagsgedanken: Hitze schützt vor Draußen-Zombies

Sandra Dirks - Sonntagsgedanken - Frischluftzombies

Bin ich froh, dass es gerade so heiß ist!

Klar sind Temperaturen um die 30°C nicht mein Lieblingswetter. Ich habe es gerne sonnig, so bis um die 25°C vielleicht. Mit Sonne sieht alles immer schöner aus. Mit Sonne ist das Tageslicht einfach schöner und ich fühle mich morgens frischer, wenn ich das Gefühl habe, dass es ein sonniger Tag wird.

Aaaaaber! Das heißt für mich nicht, dass ich wie blöde in der Gegend herumlaufen muss! Es heißt nicht, dass ich bei normalem Sonnenschein zwanghaft das Haus verlassen muss. Zumal ich ja zum Glück schön und viel mehr von zu Hause aus arbeiten darf. Das ist ein großes Glück, ein Geschenk! Ich muss das Haus nicht verlassen und ich will es auch nicht.

Wenn du bei einem solchen Wetter Twitter, Facebook und Insta öffnest, dann hast du das Gefühl, dass alle völlig durchdrehen. Alle rennen raus, in den Wald, auf die Wiese, in den Park und verwandeln sich in Frischluft-Zombies, die mir Angst machen. Wie krass ist das bitte?

Warum mich das stört? Ich will nicht, dass du mich Stubenhocker nennst, denn das bin ich nicht

Ich sitze hier gerade am offenen Fenster, weit offen und die Luft strömt so herrlich durch den Raum. Das ist für mich draußen. Ich habe hier ein Bad mit einem Klo, da kann ich jederzeit hin, wenn es sein muss. Mein Klo! Ich habe einen Eisschrank mit Eis drin und ich habe eine Kaffeemaschine. Ich kann mich also mit einem Eis und einem Kaffee gleich auf meine Terrasse setzen und hinterher gehe ich aufs Klo. Herrlich, oder nicht? Keine Ahnung, warum mir hier gerade das Klo so wichtig ist. Vielleicht weil ich mich vor unsauberen öffentlichen Toiletten ekle und ich es unbequem finde in die Natur zu pinkeln.

Sandra Dirks - Sonntagsgedanken - Frischluftzombies

Wenn ich die beiden Sessel zueinander drehe, dann ist das eine herrliche Gartenliege zum Wegschnarchen. funktioniert perfekt.

Sandra Dirks - Sonntagsgedanken - Frischluftzombies

Grapefruitschorle

Gut, ich habe eine Terrasse, gut ich kann mich immer dort hinsetzen, wenn es mir danach ist und mancher hat noch nicht mal einen Balkon, blablabla. Aber das ist es nicht. Für diese Frischluft-Zombies ist so eine Terrasse gar kein Draußen. Bitte? Auch ein Eiscafé, für dessen Besuch ich schon mal bereit bin, mein Elfenbeintürmchen zu verlassen, das ist KEIN DRAUSSEN.

Draußen ist ein Park, ein Wald, also irgendwie Landschaft. Also das, was für mich die absolute Folter ist, DAS soll ich machen, weil die Sonne scheint, weil das Wetter schön ist? Ich soll da raus gehen? Dorthin wo ich es total langweilig finde?

Du weißt ja schon, dass ich mich für mein Gärtchen interessiere, aber das ist eben Deko und keine Natur. Das macht mir Freude.

Was soll ich im Wald? Für mich war das schon immer schlimm, wenn es hieß: „Wir machen jetzt einen Waldspaziergang!“ – Furchtbar, das war für mich als Kind schon total langweilig. Ich interessierte mich weder für Natur noch für Tiere, das hat sich nicht geändert. Vor Tieren habe ich Angst. Nein, das will ich nicht bearbeiten.

Also hatte ich an Zoobesuchen nur Freude, weil ich wusste, dass da am Ende ein Spielplatz mit einer Schaukel war – hoffentlich. Wehe, da war keine Schaukel, dann war das auch kein Spielplatz in meinen Augen.

Lustig war, dass meine Eltern sagten, dass sie mir mit Olderdissen – Bielefeld, wir wohnten dort mal ein paar Jahre – und Hagenbecks Tierpark, wir wohnten mal ein paar Jahre in Stade bei Hamburg, dachten, eine Freude zu machen. Ich war ein nettes Kind und dachte, dass ich das über mich ergehen lassen sollte, weil meine Eltern das vielleicht wollten, aber im Grunde war mir nur wichtig, dass die Spielplätze am Ende des Parks einfach eine gute Schaukel und einen Eisstand hatten. Hatten die bei Hagenbecks und in Olderdissen auch.

Komisch, ich hatte damals schon mehr Interesse an Shopping-Trips

Mir hat es mehr Spaß gemacht, wenn ich wusste, dass wir zum „Bummeln“ – das war früher das Wort für Shopping – nach Hamburg fuhren. Den Hafen und die ganzen Schiffe fand ich auch interessant. Wenn dann Besuch von irgendwoher kam, dann mussten wir wieder zu Hagenbeck. Seufz!

Zwischendurch hatte ich mal kurzzeitig so eine, ich nenne es mal „Natur-Anwandlung“. Das war 2001 – 2003. Ich habe damals eine Outdoor-Ausbildung gemacht, weil mir das zufällig in meinem Job positiv aufgefallen war. Ich habe Situationen erlebt, in denen erlebnispädagogische Aufgaben mal ordentlich in schnellem Tempo Teams geknackt und aufgemischt haben. Sensationell, das wollte ich auch lernen.

Die Natur als Arbeitsmittel. In der Ausbildung dazu waren alle Naturfreaks und die gingen da voll drin auf. Ich war der Exot, der einfach nur wissen wollte, wie man dieses Turbo-Wunderding bedient. Ich habe mich dazu schon irgendwie gezwungen, aber ich habe mich nie so wirklich wohlgefühlt. Mir ging es immer um das Ergebnis: Team auf den Pott setzen und wieder arbeitsfähig machen!

Dann habe ich das Thema wieder beiseite gelegt. Zum einen hatte ich keine Lust mehr auf Teamentwicklung und ich musste mir eingestehen, dass das „Methodending Natur“ irgendwie schwer zu bedienen war, wenn man nicht 100% dahinter steht. Online lernen lag mir einfach besser und deshalb habe ich den Naturzweig einfach aufgegeben. Mir fehlt da nix.

Ich mag es schon schöne Landschaften zu fotografieren im Urlaub. Mit dem Auto hin da, aussteigen, Fotos machen, wieder einsteigen. Weiter.

In den letzten Jahren habe ich dann auch immer brav in Gesprächen mitgeheuchelt, wenn das Wetter gut war und alle über dieses Draußen herumgewundert haben. Da willste ja nicht zum Außenseiter werden. Klar geht man da gerne raus. Sicher. Ja, herrlich!
Nein, ich gehe da nicht gerne raus und für mich ist die Vorstellung auch gruselig, in den Park zu gehen, um dort zu grillen. Da schleppste alles hin und am Ende wieder weg. Überall auf der Wiese sitzt man und grillt. Das stinkt doch von allen Seiten. Da musst du stundenlang auf einer Decke herumsitzen. Womöglich sind da Ameisen, die nerven  und Menschen, die nach Schweiß riechen. WTF ist daran schön? Und ein Klo gibt es da auch nicht.

Eine Ausnahme gibt es: Travemünde

Am Meer, direkt am Strand, da könnte ich es aushalten. Nein, kein abgelegener Naturstrand, auch kein überfülltes Rimini-Ding. Es geht etwas dazwischen. So Travemünde würde ich spontan nennen, ja das ist o.k. Naja, außer sonntags. Sonntags bei gutem Wetter ist auch Travemünde völlig überlaufen. Gut, du hast vielleicht weniger Ameisen als im Park.

Eine bequeme Liege, vielleicht ein Strandkorb, wenn es doch etwas frisch ist. Hinter dir ist die Strandpromenade mit Eiscafé und Klo.
Ja doch, DIESES Draußen kann ich ebenfalls gut haben. Ich würde auch ein Ferienhaus direkt am Strand ganz großartig finden, mit großen Fenstern am Sandstrand und einer Terrasse. Ja, das wäre dann eine Option. Ebenfalls vorausgesetzt es gibt gutes WLAN.

Warum ist die Hitze dann jetzt gut?

Na, weil dann selbst Frischluft-Zombies einen Gang zurückschalten und dir zugestehen, dass du dich vor der Hitze schützen musst. Da darfst du dann doch gerne mal in der sogar geschlossenen und kühlen Bude herumsitzen und das tun, was dir Spaß macht, ohne dass du in deren Augen ein doofer Stubenhocker bist. Nähen, malen schreiben, arbeiten oder eben einfach sein. Herrlich!

Ich weiß, mir sollte längst egal sein, was andere denken, aber das ist es eben nicht. Das ist eine andere Geschichte.

Wie ist es bei dir bist du ein Frischluft-Zombie, der alle fürs Draußen bekehren will oder siehst du das entspannt?

Ich wünsche dir auf jeden Fall einen schönen Sonntag.

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