Life!

Laudato si ist nicht von Rolf Zuckowski … oder: ein bisschen Kultur…

Lieber kleiner Bruder,

erinnerst Du Dich an das Gespräch in Mutti’s Küche neulich?
Wir haben über die Lieder in unserem Traugottesdienst gesprochen. Ich sprach Dich als Kenner der Szene an. Wir haben verschiedene Lieder ausgeschlossen:
„Danke“ –> macht den Bräutigam impotent (…ganz schlechte Sache)
„Ein feste Burg ist unser Gott“ –> die Melodie ist so dramatisch, dass die Braut sich wohl im Taufbecken ertränken wird… (…auch dumm, denn die Investitionen für Brautkleid etc. werden sich niemals amortisieren…)
Was fällt uns spontan ein, ohne ins Gesangbuch zu schauen? Irgendwas werden wir schon finden…
Prima, über „Lobet den Herren“ waren wir uns sofort einig: das ist prima, das werden wir nehmen…
„Laudato si“ fällt mir noch spontan ein. Du hast geantwortet: „Ah, … Wenn Du das singen willst, dann brauchst Du auch eine Gitarrenfrau mit selbstgestricktem Pullover und enorm hoch geschnallter Gitarre… außerdem stellt sich die Frage, ob Du in der St. Paulikirche ein Lagerfeuer machen darfst! Wenn nicht, dann geht das Lied nicht! Ist das nicht von Rolf Zuckowski?“ –
Auweh, das war bitter! Aber ich wäre nicht die Online-Braut, wenn ich das nicht näher recherchiert hätte.
Jetzt wird’s kulturell. Aufgemerkt!
Das Lied stammt von Franz von Assisi. Es ist nach dem Sonnengesang des Herrn Assisi benannt. Jaha! Das sind historische Fakten.
Im Pfarrbrief von St. Nikolaus in Clausthal-Zellerfeld steht folgendes zu lesen:
„Mit großer Begeisterung singen besonders die Kinder in unserer Gemeinde „Laudato si, o mi signore“. Viele wissen vielleicht nicht, dass so die einzelnen Verse in der ursprünglichen Version beginnen:
Laudato si, mi signore, per sora luna e le stelle, in celu l’àI formate clarite et pretiose et belle.Laudato si, mi signore, per frate vento, et per aere et nubilo et sereno et onne tempo, per lo quale a le tue creature dai sustentamento.Laudato si, mi signore, per sor aqua, la quale è multo utile et humile et pretiosa et casta….“
(Ende des Zitats)

Auch möchte ich anmerken, dass nicht nur deutsche Ex-Kindergottesdienst-Pfadfinder-malzwischendurchindiekirche-Bräute und Italienische Bräute dieses Lied gerne in ihren Gottesdiensten haben! NEIN! Sogar in einem französischen Brautforum bettelt eine Braut nach dem Text!! Guckst Du hier:

„Message d’origine de la discussion :
„Chant : laudato si o mi signore“Envoyé par
garulfo le 30 mai à 15:28

je cherche les paroles de ce chant qui est basé sur les prieres de st françois d’assise.
Il commence de cette façon :
Laudato si o mi signore
laudato si o mi signore
Laudato si o mi signore
laudato si o mi signore
Loué sois-tu pour le ciel et la terre
loué sois-tu pour la fraicheur de l’air
loué sois tu pour…loué sois tu pour…
ref :laudato si…
Mais je ne me souviens plus du reste
Merci d’avance

garulfo“ (Ende Zitat)

Gerne hätte ich ihr mit dem Text geholfen, aber die Hochzeit war bereits vor zwei Jahren!
Da bist Du platt, was?

Ich habe beschlossen ganz traditionell im Sinne vom Franzl dieses Lied zu singen! (Also, der Bräutigam muss auch mitsingen…)
Auch wenn ich es immernoch nicht glauben kann! Nicht der Zuckowski oder der Reinhard Mey war’s … neeee der Franz von Assisi! Wer hätte das gedacht!
Merkt man gar nicht, wenn man das singt!
Oh, ich merke schon, wie die Vorurteile schwinden! 🙂

Vor etwa einer Stunde haben wir auch schon das gesamte Musikprogramm für die Kirche fertiggestellt!
Wie wir das gemacht haben? Natürlich über www.gesangbuch-online.de ! Da gibt es alle Texte und Melodien von A – Z! Wusstest Du, dass es keine Lieder mit Q, X oder Y im evangelischen Gesangbuch gibt?
Mal sehen, was der Pastor zu unserer Auswahl sagt…

Das Wichtigste aber ist: das alles ist echt stressfrei, denn wir haben keinen Hochzeitsstress, den …

Viele Grüße

Deine Schwester

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6 Comments

  • Reply
    Andrea Schünemann
    10. Mai 2007 at 19:13

    Hallo Sandra,

    wenn ich Dich nicht hätte gäbs nicht so viel zu lachen. Einerseits Neid Neid andererseits wie gut das ich nur im Standesamt ohne singen…

  • Reply
    apprenti05
    10. Mai 2007 at 20:37

    Aber Andrea,

    da hätt‘ man doch was dichten können!
    Also, wenn ich da an unsere Seminarkaraoke denke…
    Statt „IBEP-Queen“ oder „Umsatz-Queen“ hättest Du doch Deinem Bräutigam auch ein schönes „Du-kannst-nich‘-fliehn“ schmettern können…
    In der Kirche muss man eben nehmen, was da ist! 🙁
    Wie gern hätt‘ ich das dem Günni performed…steht aber nicht im evangelischen Gesangbuch!

  • Reply
    Andrea Schünemann
    11. Mai 2007 at 18:25

    Ich bin zutiefst beeindruckt, was so alles im Internet sich findet. Besondes schick sind die Bräute und Brautkleider- Viel Mühe für die bloggende Braut das alles zu recherchieren.
    Da Du meine Sangeskünste kennst hatte ich die Befürchtung wenn ich singe haut er vor dem JA-Wort ab. Deshalb kein Du kannst nicht flieh`n sonst hätt er mir vielleicht gezeigt, das er doch kann…In meinem Alter geht man da besser kein Risiko ein.

  • Reply
    apprenti05
    11. Mai 2007 at 21:51

    Recherche im Internet!
    Ja, da sagst Du was! Einerseits gilt: oh, gelobt seist Du, Internet! … denn sonst hätte ich ja auch nicht diesen wundervollen Bräutigam! Andererseits: hach, was Braut da im Internet alles findet… das weckt Begehrlichkeiten, macht verrückt und bringt einen fast um, wenn der Hang zum Perfektionismus sich dann und wann zeigt! Nee, mal ehrlich ich habe die Dinge zufällig auf der Suche nach anderen Dingen entdeckt. So habe ich eine unendliche Linkliste zur „Hochzeitsorganisation“ (mit den Unterordnern „Brautkleid“ und „Blumenkind“ etc.) da kann ich jetzt drauf zurückgreifen. Habe jetzt auch schon wieder einige löschen können, denn manche Dinge ändern oder erledigen sich einfach. So ist die Liste jetzt wieder übersichtlich. Die Prinzessinnen-Kleider-Links habe ich zur Brautkleid-Recherche gebraucht… 🙂

  • Reply
    Anonymous
    13. Mai 2007 at 16:53

    „Danke“ –> macht den Bräutigam impotent (…ganz schlechte Sache)

    whooooopsss, das wußten die von Freitag, wohl nicht!!!

    Hätte noch Vorschläge zu machen…

    Karaoke, machen die dort aber nicht oder? Dachte wegen der Textsicherheit…

    http://web.utanet.at/toscherf/Kirche/Kirchentxt/Ins_Wasser_faellt_ein_Stein.htm

    http://web.utanet.at/toscherf/Kirche/Kirchentxt/Herr_Deine_Liebe.htm

    Viele Grüße Steffi

  • Reply
    apprenti05
    13. Mai 2007 at 17:47

    Auweia!
    Nun gut, „Danke“ macht vielleicht auch nur meinen Bräutigam impotent! 🙂

    Zunächst hatte ich auch über „Herr Deine Liebe…“ nachgedacht. Aber hast Du mal über die ersten beiden Zeilen weiter gelesen?
    „…Frei sind wir, da zu wohnen und zu gehen. Frei sind wir, ja zu sagen oder nein.“ — Soso…
    Aber in der 2. Strophe kommt’s noch dicker:
    „Wir wollen Freiheit, um uns selbst zu finden, Freiheit, aus der man etwas machen kann. Freiheit, die auch noch offen ist für Träume, Wo Baum und Blume Wurzeln schlagen kann. …“
    Erinnert verdächtig an …na, ich sag’s mal nicht! Nicht öffentlich! 🙂
    Aber die 3. Strophe ist echt … also… das geht gar nicht:
    „…Und dennoch sind da Mauern zwischen Menschen, Und nur durch Gitter sehen wir uns an. Unser versklavtes Ich ist ein Gefängnis
    Und ist gebaut aus Steinen unsrer Angst….“
    DAS habe ich ja gar nicht gewusst! Das ist ja gruselig. Das ist ein Lied für Ostermärsche! Ich weiß gar nicht, warum das immer im Rahmen der Hochzeitsvorbereitungen auftaucht?? Lesen die denn alle nicht weiter oder ist denen das egal?
    Die Zeile „Herr Deine Liebe ist wie Gras und Ufer, Wie Wind und Weite und wie ein Zuhaus.“ klingt ja auch sehr schön. Warum musste man dann im weiteren Verlauf diesen Text ansetzen?? Schade, echt schade…

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