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Happy Sysadmin-Day 2012 – Internet statt Rosen

Es ist der 13. Sysadmin-Day und ich verfolge es schon ein paar Jahre. In unserem Nerdhaushalt kann man hier fast von einem 2. Valentinstag sprechen. Ehrlich betrachtet ist der sogar noch wichtiger, als der Valentinstag!

Was ist das für ein Tag?

Bei Wikipedia finden wir den „System Administrator Appreciation Day“: Der Tag, an dem wir den Menschen danken, die im Hintergrund unsere Systeme, unsere Firmennetze reparieren und pflegen. Die uns helfen, unsere Arbeit zu machen, denn es gibt kein zurück in eine Welt ohne Systeme, ohne dieses Internetdings und ohne grobe Flüche über unseren Arbeitskumpel, unseren PC (oder Mac). Diese Menschen, die Wunder vollbringen und verloren geglaubte Dateien auf einem totgeglaubten Bildschirm wieder aufleuchten lassen, indem sie einfach beherzt den On-Button drücken. Helden! <3 Eine Sache, für die wir, die sterblichen User – und das muss man jetzt ehrlicherweise einmal sagen – oft zu blöd sind. Es klemmt, es flackert, es verschwindet etwas, schon hängen wir in der Hotline, oft gar ohne einfach mal selber nachzudenken. Ich mache da mit. Wie praktisch und schon retten uns diese Menschen.

Wenn ich an meine Zeit in einem großen Unternehmen denke, dann war da immer der Herr J. aus BS, der während meiner Ausbildung die abgestürzten Kassen wieder zum Laufen brachte. Er hatte „Wunderhände“. Er drückte irgendwelche Knöpfe und zack! konnten wir weiter kassieren. Magische Momente, die wir manchmal, aber viel zu selten mit Keksen, Gummibären oder Parfümpröbchen aus der Schublade unter der Kassenschublade belohnten. Als ich später Ausbildungsleiterin war rettete der Herr J. aus BS mich vor Wutausbrüchen, indem er mir wieder den Zugang zum Laufwerk ermöglichte , oder den Drucker zum Drucken brachte. Soweit ich weiß praktiziert Herr J. aus BS noch heute und vielleicht könnte ihm jemand aus der geneigten Leserschaft, der ihn heute trifft, einfach mal etwas Gutes tun. Vielen Dank! 🙂

Damals, zu Beginn der 90er, als sich solche technischen Probleme bei mir zu Hause noch nicht zeigten, war das ein rein berufliches Phänomen, denn die alte PC-Möhre mit Windows 3.11, einem einfachen Office-Paket, einer Tetris-Version und einer Shooting-Gallery lief immer ohne Probleme.

Das änderte sich alles mit meinen ersten Schritten im Internet 1999. Als ich wegen meines Studiums an der FernUni-Hagen ganz fortschrittlich „online“ ging und dann mindestens einmal die Woche in der Hotline hing, um irgendein Problem zu vermelden. Mein Gott, was war ich damals ahnungslos.

Das mit dem Studium klappte online schon ganz gut, da entdeckte ich 2001, dass ich das Internet auch für die wirklich wichtigen Dinge in meinem Leben nutzen konnte: Ich suchte einen Mann!

Was hat das mit dem SysAdmin-Day zu tun?

Viel. Nach ersten Dating-Fehlschlägen, aber das ist eine andere Geschichte,  wanderte ich online nach Frankreich aus. Die französische Sprache hat mich immer schon begeistert. Donc, pourquoi pas? Ich „traf“ Herrn D. aus P. in F., der als „Ingénieur informaticien“ von nun an nächtelang meine PC-Probleme löste, nur um mit mir zu kommunizieren. Was dazu führte, dass ich am anderen Tag im Job oft nur schwer einen klaren wachen Kopf behalten konnte. So verursachte ich an meinem beruflichen PC Probleme , die der Herr J. aus BS dann wieder lösen musste. Ein Teufelskreis. Damals von Herrn D. aus P. in F. lernte ich, was „Voice-over-IP“ ist, ich skypte also schon, als noch niemand Skype erfunden hatte. Zieht Euch das rein! Aber das war noch nicht alles: Er loggte sich in meinen Computer ein und löste meine Probleme, ohne dass er ein Wort deutsch sprach! Mon Héro mon Superman! <3 Manchmal musste ich mit meinem kleinen Reisewörterbuch versuchen, deutsche Fehlermeldungen zu übersetzen, damit er ein störendes „Schrrrrrrschrrrr“, „Krrrkkkrrrk“ oder ein Echo abstellen konnte. Ich stellte mich dabei aber oft auch ziemlich dämlich an. Mittlerweile weiß Herr D. aus P. in F. zum Glück, dass ich keine dumme Frau bin. Puh!
Irgendwann siegte das Hirn über Herz und Bauch und es zeigte sich, dass es ein Auswandern zu Herrn D. aus P. in F. für mich nicht geben würde. Danach lösten wir nur noch hin und wieder ein paar PC-Probleme und tauschten uns über unsere Dating-Erfahrungen aus. Das lief super über icq und das war lustig, mit Herrn D. aus P. in F. Das Ziel „Mann finden“ war noch nicht erreicht.  Damals, das war eine wilde Zeit, ich, mit 30!
Herr D. aus P. in F. machte den Vorschlag, dass ich doch gezielt nach einem „baugleichen“ Herrn Ausschau halten könnte, dann würden wir beide wieder mehr Schlaf bekommen. Super Plan! Ich hatte auch die richtigen Tags, die konnte ich mit Herrn D. aus P. in F. prima diskutieren, wie praktisch. Vorher hatte ich nur Typen gesucht, die „romantisch“ waren, oder aussahen, wie Hugh Grant, was sie natürlich nie taten, aber ich hatte es so sehr gehofft. Jetzt suchte ich statt nach einem Romantiker, nach einem Informatiker oder so ähnlich, also was wirklich Gutes im Leben. Die gibt’s nämlich nicht nur im abgegessenen T-Shirt und so irgendwie nicht schön und total unromantisch, wie man uns gerne immer glauben machen will.

Mal ehrlich, was machen wir denn auch mit einem Typen, der aussieht, wie Hugh Grant, der uns Blumen mitbringt, aber der das Internet nicht zum Laufen bekommt? Ich dachte außerdem mit Schrecken an die Typen, die sich für romantisch hielten und mir schrieben, dass sie meine Füße lutschen wollten und schüttelte mich. Klar, nachdem ich 12 Stunden in meinen Schuhen rumgelaufen bin. Oder Typen, die mir den Flur romantisch mit Teelichten zustellen wollten. Hallo? Leute, geht’s noch? Ich habe eine Feuerphobie und Ihr wollt meinen Flur abfackeln! Was machste denn mit so nem Typen? Nein, also echt, das war schon ein praktischer Tipp, einen „baugleichen“ Mann zu suchen. Siehste, selbst das ist ein praktischer Tipp von einem Sysadmin. Lebenshilfe geben die auch noch. In diesem Fall: un déclic.

Dann fand ich Herrn D. aus BS, ganz um die Ecke. Ein super Typ! Er löste die Voip-Probleme, indem wir uns einfach so live ganz oft verabredeten. Wer braucht da Voip? Da kann man sich auch mal eben schnell romantisch eine Mail schicken, wenn man auf dem Sofa aneinandergekuschelt sitzt, jeder mit einem Notebook auf den Knien. Sätze wie: „Süßer, kannst Du bitte umschalten, da kommt jetzt ein Film.“ oder „Du, im Kühlfach ist noch Eis!“ Also, wenn das nicht romantisch ist, dann weiß ich auch nicht, was Ihr wollt.

Viele Sysadmins überraschen uns durch einen besonderen Kleidungsstil, der auf den 1. Blick abschrecken kann. Oft finden wir den Mann im Pullunder oder im Pullover mit geometrischen Mustern. Selbst Playmobil geht scheinbar davon aus. Aber ich versichere Euch, es geht auch anders: Herr J. und Herr D. aus BS und Herr D. aus P. in F. bevorzugen klassische Herrenhemden, gerne kariert, Herr D. aus P. in F. gerne uni. Die Herren D. aus BS und P. in F bevorzugen im Sommer und in der Freizeit gerne Poloshirts die ich mal so grundsätzlich ausgesprochen sexy finde, die Poloshirts.

Irgendjemand hat in der Zwischenzeit Skype erfunden.

Ich sparte außerdem enorm Zeit, weil ich jetzt die Fehlermeldungen nicht mehr ins Französische übersetzen musste und Herr D. aus BS löste grundlegende Probleme, indem er echte Menschen in der Hotline bei der Telekom anbrüllte. Damals, im Januar 2002. Mein Held, mein Superman! <3 Ganz romantisch erinnere ich mich noch an den Tag, an dem ich mein erstes DSL bekam und Herr D. aus BS es mir eingerichtet hat. Das war so süß. Das war so aufregend!

Herrn D. aus BS habe ich dann übrigens geheiratet. Er ist mein persönlicher SysAdmin und Ihr könnt ihn gerne bedauern, denn er hat nie Feierabend, weil es immer irgendwas zu retten gilt. Darum bekommt er auch seinen ganz persönlichen Sysadmin-Kuchen! <3 <3 <3

Diesen:

 

Mit Liebe gebacken. Keine Fertigpackung!

Ich wünsche allen SysAdmins heute einen tollen Tag, mit netten Anwendern, wenig DAUs und ganz viel Schokolade! 🙂
Auf Euch, Prost!

P.S. Mit Herrn D. aus P. in F. bin ich immer noch freundschaftlich verbunden. In der Zwischenzeit hat jemand Facebook erfunden. Mittlerweile korrigiert er verzweifelt meine umständlichen französischen Schachtelsätze, die ich ihm von Zeit zu Zeit stolz präsentiere. Er schlägt sich tapfer und verteidigt seine Muttersprache.

 

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5 Comments

  • Reply
    Lorelayj
    27. Juli 2012 at 08:23

    Herr J. aus BS bekommt von mir ab und zu selbstgemachte Pralinen-aus weißer Schokolade, die mag er nämlich am liebsten.

  • Reply
    SanDi
    27. Juli 2012 at 09:02

    Ach, sieh‘ an! Das hätten wir schon immer wissen müssen! 😉

  • Reply
    Zamyat M. Klein
    27. Juli 2012 at 10:25

    Nein, das ist nicht wahr! So was kannst du selber backen? (Ich backe gar keinen Kuchen, aber das ist ja ein Kunstwerk). Ich bin zutiefst beeindruckt – und da ich heimlich schokoladensüchtig bin (weitgehend trocken) würde ich gerne meine Zähne in die Tastatur hauen. Irre! 🙂

  • Reply
    SanDi
    27. Juli 2012 at 10:36

    Nun, der Kuchen, ein ganz einfacher Schokokuchen, ist selbst gebacken. Die Deko habe ich so erworben und mit ein paar klebrigen Spritzern Zuckerguss befestigt. 😉
    Aber im Kuchen drinnen sind Smarties. Hmmmm….

  • Reply
    SanDi
    27. Juli 2012 at 11:57

    Herr D. aus P. in F. bedauert soeben in FB, dass er den Blogeintrag nicht verstehen kann, da er ja noch wie vor nicht deutsch spricht. Was nicht so schlimm ist, denn ich versichere ihm, dass es ein lustiger Beitrag ist, bei dem er gut wegkommt.

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