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Es geht um den Ball, Jungs! – Rugby Welfen S.C. Braunschweig

„Wir haben am Samstag Karten für Rugby, bei den Welfen!“ steht in der Email, die mir der Ehemann schickt. Aha?! Gut.
„Und was ziehe ich da an?“ möchte ich fragen, verwerfe die Frage aber, weil ich weiß, dass es kalt wird und es sowieso keine Sau interessiert.

Zwei Stunden bevor es losgeht plaudert der Ehemann fröhlich über die soeben gegoogelten grundsätzlichen Rugby-Regeln. Die klingen noch irgendwie schräg, weil ich noch nicht genau weiß, was mich außer Männerknäuelen in schicken Polohemden erwarten wird. „Frieren die nicht in den kurzen Hosen?“ ist meine größte Sorge und „Sieht aber schicker aus in kurzen Hosen.“

Vor uns parkt ein Auto mit einem Aufkleber „CYM“ (Cymru, das ist walisisch für „Wales“). Jawoll, hier sind wir richtig. Aus dem Urlaub damals weiß ich, dass Wales eine Rugby-Nation ist. Der Kollege des Ehemanns, dem wir die Karten zu verdanken haben, ist Franzose, auch ganz traditionell eine Rugby-Nation. Wir haben es hier mit Profis zu tun. Ganz nebenbei möchte ich aber auch noch anmerken, dass das Welfen-Team in diesem Jahr in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist. Also, dass wir es mal sowieso mit Profis zu tun haben. So!

Das Spiel beginnt. Entgegen meiner Erwartung, dass ich beim intensiven Körperkontakt unter den Spielern ein „Autsch! Aua! Oh nee, ich muss wegsehen!“ verspüren würde kommt es ganz anders. Ich stehe begeistert am Rand, strahle über das ganze Gesicht und möchte rufen: „Jawoll, richtig so! Hin da! Her mit dem Ball!“. Wir sind nicht so viele Zuschauer von daher gibt es keine  gröhlenden Fangesänge, wie im Fußballstadion. Ist das überhaupt üblich beim Rugby? Sicher in Cardiff, bei der Übertragung des Spiels zwischen Wales und Frankreich. Ich sollte es anschauen.

„Wir“ sind die mit den weißen Hemden.

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Plötzlich dies: Hebefiguren, beim Einwurf des Balls. Das hatte ich nicht erwartet. Cool. Who the fuck needs denn eigentlich Cheerleader, wenn es viel sinnvoller ist, die Spieler im richtigen Moment anzuheben? Der Ball ist in Welfen-Händen. Das Publikum applaudiert. Wer braucht einen zickigen Mädchenhaufen?

Das Spiel ist grundsätzlich sehr schnell, die Spieler bewegen sich schnell über das Feld, wenn man sie nicht „tackled“. Das Tackling dient dazu, den Spieler aufzuhalten, indem man ihn umklammert und ihn damit zu Fall bringt.
Der Ball muss erst hinter der Torlinie der Gegner abgelegt werden, gelingt das, erfolgt danach der Schuss aufs Goal (Tor). Das erzielt bei einem Treffer dann noch mehr Punkte. Genauer: Der Bereich hinter der Torlinie, in dem der Ball abgelegt werden soll, heißt Malfeld. Ziel ist es, den Ball im gegnerischen Malfeld abzulegen.

IMG_5319Oh, die Herren aus Potsdam machen sich auf den Weg…

IMG_5266Aber „wir“ sind auch viele.

IMG_5210Da möchte man rufen: „He, lasst den Mann mit dem Ball durch, er hat eine Mission, er ist ein Welfe!“ –
Nun gut, ohne Gegner macht das Spiel ja auch wenig Sinn.

Trotz des vielen Körperkontakts wirkt das Spiel auf mich nicht brutal. Das macht alles irgendwie Sinn und ich glaube, dass die Statistik vielleicht richtig liegt, wenn sie sagt, dass es mehr große Verletzungen beim Fußball gibt.

Trotzdem höre ich auf dem Spielfeld Kommentare, wie: „Das sind doch MEINE Beine, verdammt noch mal!“ – Gut, das hätte man vielleicht noch höflicher formulieren können, wir sind ja schließlich beim Rugby. In anderen Sportarten hätte man den Satz vielleicht noch mit „…,Du Wichser!“ vollendet. Aber nein, das ist hier nicht der Stil.

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Auch wichtig finde ich den netten Hinweis eines Spielers, den ich mir sofort notiere: „Es geht um den Ball, Jungs!“ – Gut, dass das noch mal jemand sagt, denn der Ball ist schon längst wieder aus dem Männerpulk heraus und es wäre gut, ihn nicht der gegnerischen Mannschaft zu überlassen. Jetzt sag‘ noch mal einer, dass das Spiel brutal sei. Zu gern wüsste ich, was noch so gesprochen wird, aber dazu bin ich zu weit weg.

Faszinierend finde ich immer die Aufstellung zum „Gedränge“, das immer nach kleinen Regelverstößen stattfindet. Die Spieler fädeln sich zusammen, wie ein engmaschiges Fischernetz, die Techniken dazu kommen sicher aus dem Makramee und dem Origami. Sicher aus dem Origami, denn bekanntlich sind die Figuren sehr stabil.

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Jeder hat da seine Position und das Gebilde ist stabil. Der Schiedsrichter gibt Kommandos, die ich erst nicht verstehe. In der Halbzeit, in der Schlange am Bratwurststand, vertiefe ich meine Kenntnisse. Ich lasse mir erklären, was der Schiedsrichter da immer ruft, nachdem die Teams jeweils geflochten Aufstellung genommen haben: „Beugen – (Pause) – Fassen – (Pause) – Warten – (Pause) – Binden!“ – Jemand ergänzt noch: „Schieben!“ – Ah, das macht Sinn. Sehr fair, wie ich finde. Der Ball wird in die Mitte der Teams gelegt und dann mit den Füßen nach hinten durchgereicht. Dort wird er in Empfang genommen und im besten Fall entkommt jemand von den Welfen mit dem Ball in Richtung des gegnerischen Tors. Das sieht dann etwa so aus:

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Ich verstehe nicht, warum jemand „Aus!“ brüllt, WIR haben doch den Ball, der war aus dem Pulk heraus doch ganz sauber, also das, also DAS versteh‘ ich nicht! Schade, an diesem Tag verlieren die Welfen, doch ich bin sicher, dass wir sie beim nächsten Mal gewinnen sehen. Am 13.11.2011 ist das nächste Spiel und wir werden da sein. 🙂

Schaut doch auch mal vorbei: http://www.rugby-braunschweig.de/

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