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Brautkleid Teil 3

…ganz in der Nähe ist der Laden. Diesmal bin ich schlauer: ich rufe vorher an und frage nach den Größen. „Oh, selbstverständlich haben wir auch in diesen Größen eine große Auswahl. Kommen Sie einfach vorbei!“ – Jaaaa, ich freue mich! Geht doch! Ich werde schöne Kleider anprobieren, die mir gut passen und ich werde toll aussehen…
Ich betrete den Laden, sofort wird mir die Ecke Gr. 48 -56 zugewiesen. Dort und nur dort soll ich mich umschauen. Hm, die sehen alle schrecklich aus… ich dachte eher an ein elegantes schlichtes Brautkleid, so wie es die Prinzessinnen in den letzten Jahren auf den Hochzeiten getragen haben. Außerdem will ich Ärmel! Das alles scheint in der mir zugeteilten Ecke nicht da zu sein. Ich denke an meine Mutter, die mir immer sagt, dass ich weniger Vorurteile haben soll und erstmal etwas anprobieren/ ausprobieren soll. Gut, ich werde es mal probieren. Jetzt hat auch die Verkäuferin Zeit für mich. Ich erkläre ihr was ich möchte … Sie strahlt, greift ein Kleid von der Stange und sagt, dass ich dies jetzt einfach mal ausprobieren soll, das würde schon meinen Vorstellungen entsprechen. Ich bin skeptisch, aber sie ist die Fachfrau. Sie schiebt mich in die Umkleidekabine. Ich finde mich einige Minuten später in einem enormen Reifrock wieder. Dann steht die Verkäuferin mit einem Haufen Tüll und Seide vor mir. Sie will mir das Kleid über den Kopf werfen. Das ist aber nicht so einfach, ich erhalte genaue Anweisungen dazu. „Schön, Sie sehen toll aus,“ juchzt die Verkäuferin, „warten Sie, ich werde Ihnen das Kleid schließen und dann schauen Sie sich hier draußen im Spiegel an!“ – Ich freue mich auch, denn gleich werden mir vor Rührung Tränen fließen, ich werde nach einem Glas Prosecco verlangen und mich wie eine Prinzessin fühlen. Ich trete aus der Kabine heraus, erklimme die kleine Bühne (Hocker) und drehe mich zum Spiegel um… „Na, wie gefällt es Ihnen. Ist es nicht schön?“ flötet die Verkäuferin. Ich schaue in den Spiegel: „Ach Du Sch…, das sieht ja scheußlich aus!“ – „Wie? Es gefällt Ihnen nicht?“ fragt die Verkäuferin ungläubig. „Nein,“ antworte ich, mir verlangt es eher nach einem sehr starken Schnaps, um den Anblick zu ertragen, „nein, das Kleid ist abscheulich. Es entspricht überhaupt nicht meinen Vorstellungen. Holen Sie mich hier raus!“ – Diese Prozedur spielen wir noch dreimal, obwohl ich der Verkäuferin immer wieder erkläre, was ich will scheint sie es nicht zu verstehen, oder will es nicht verstehen. Ich spreche von Empire-Stil, und Wiener-Nähten. Ich spreche von Ärmeln. Verzweifelt frage ich sie, ob sie die Brautkleider von Märta-Louise, Mette-Marit oder Letizia von Spanien kennt. Sie lenkt ab und zeigt mir einen Katalog. Dort finde ich ein Kleid das meinen Vorstellungen ungefähr nahe kommt, aber meine Vorstellungen bei weitem nicht erreicht. Jetzt scheint sie zu verstehen: „Ach, sie wollen soooo ein schlichtes Kleid. Na, das könnten wir bestellen, dann müssten sie es sofort kaufen.“ – Jetzt wird’s mir zu heiß! Ich will raus aus dem Laden. Ich verabschiede mich freundlich und verlasse erleichtert den Laden.

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