Gartendings

Dirksens neuer Wunderrasen

„Did you park in the field?“, fragt der freundliche Landwirt, als wir unsere Parkgebühren bezahlen wollen. „Field? Alta, das ist ein 1a Rasen!“, möchte ich antworten, mir fällt aber so schnell nicht ein, was Alta und 1a-Rasen auf Englisch heißt.
Wir haben kaum gewagt, den Rasen zu betreten, waren gar ängstlich ihn zu befahren. Das konnte unmöglich der Parkplatz sein.

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Erstaunlich, was ein so Land voller Schafe, und viel Regen so ausmachen: einen Powerrasen. So einen wollen wir seit unserem letzten Urlaub in Wales 2012 auch haben. Fest, dicht, grün und frisch.

Ich gebe ja zu, dass ich diese Menschen mit dem perfekten Rasen vor der Tür schrecklich fand, aber seit einigen Jahren finde ich so einen perfekten Rasen sehr schick. Vielleicht weil wir so nette Menschen in Wales getroffen haben, die so ein strapazierfähiges grünes Dings im Garten ihr eigen nennen. Vielleicht auch, weil wir die Nachbarin gegenüber so gern haben, die zur Hälfte Britin ist, und die auch so einen schönen Rasen hat. Allerdings hat sie uns auch gesagt, dass das viel Pflege bedeutet.

Hach, so ein perfekter Fußballfeldrasen, so ein Urlaubsrasen, so pieksig und gleichzeitig weich unter nackten Füßen. Schon schön.

Vorausgesetzt, es sind keine Stiefmütterchen drumherum gepflanzt, und es befindet sich kein hell verklinkerter Bungalow mit 80er-Jahre Wallawalla-Gardine im Salonfenster hinter dem Rasen. Ihr wisst schon. Diese. So auf einem kleinen Hügelchen inmitten der Straße. Mit einem 30cm Jägerzaun vor der Tür. Diese halt. Grusel.

Solche sind wir nicht, echt nicht, aber wir wollen jetzt auch einen schönen Rasen. Ja, wir sind jetzt auch Mitte 40.
Aus diesem Grund haben wir uns am letzten Wochenende daran gemacht.
Selbstverständlich haben wir uns in verschiedenen Gärtnereien informieren wollen. Aber niemand verstand uns dort. In drei verschiedenen Gärtnereien mussten wir erklären, was genau das Problem ist. Wir legten unsere Bodenprobe und unsere Maße auf den Tisch, und erwarteten die perfekte Beratung.

„Der Boden ist tot, er kann die Feuchtigkeit nicht aufnehmen. Es ist ein wenig abschüssig, das Wasser läuft einfach in den Gulli. Wir brauchen sowohl Rasen für den Schatten, als auch für die Sonne. Unsere Wohnung befindet sich im Hochparterre. Unsere 12 qm Rasen sind auf einer Betonfläche angelegt, in einem 30 cm tiefen Betonbecken, gefüllt mit Granulat und Erde. Die obere Schicht möchten wir jetzt neu gestalten. Hinterher soll er saftig grün und schön dicht sein. Ohne Löwenzahnzeug, Sie verstehen das.“

So ungefähr unsere Beschreibung. Die Antwort 3x:

„Ah, Dachbegrünung! Warum nehmen Sie keine Sukkulenten?“ – „Nein, Hochparterre. Der Rasen soll betreten werden.“ – „Also, das Dach ist begehbar?“ – „Es ist Hochparterre, kein Dach.“ – „Aber hoch.“- „80cm.“ – Also hoch, also doch irgendwie,… Dach?“

Wir sind nahe dem Nervenzusammenbruch. Das kann doch nicht sein. Wir wollen einfach nur Rasen. Was machen wir denn nur falsch?

Jetzt hilft nur noch Google.

Wir informieren uns wie verrückt. Schleppen Zeug und noch mehr Zeug an. Ja, wir sind jetzt perfekt ausgestattet. Für den Freitag leihen wir uns einen Vertikutierer, damit tragen wir nicht nur das Moos ab, sondern auch die müden Rasenreste. Dabei treffen wir nur einen einzigen Regenwurm, und einen einsamen Käfer. Zwei suizidgefährdete Exemplare? Also ganz schön richtig tot ist er, der Boden.
Insgesamt sind das etwa 500 kg, die wir rausschleppen, das sind ungefähr 3 cm. Etwa 450 kg füllen wir wieder auf mit Rasensand und Rasenerde. Muskelkater galore, gelobt sei die Voltarenpaste.

Hier ein paar Beweisfotos:

Rasen 2

Die Säcke mit der guten neuen Erde stapeln sich auf der Terrasse.
Rasen 4

Der beste Ehemann der Welt und der Vertikutierer. Ein Höllenlärm. Rasen 6

Alles sammelt sich erstmal auf der Terrasse. Rasen 7 Huch, auf so viel Werkzeug sind wir gar nicht vorbereitet.

Rasen 10 Die Säcke mit dem alten Zeug vor dem Abtransport.  Rasen 8

Hierfür wird es sicher noch einen neuen Platz geben. Was war denn das noch mal? Tulpen sind es nicht.

Rasen 11 Vielleicht doch alles hinwerfen, und Prinzessin werden?

Rasen 13 Der Buchsbaum füllt jetzt die Hecke auf. Immerhin ist er schon fast 14 Jahre bei uns. Ein zähes Ding. Rasen 5 Vor der Rasenerde erst der Rasensand. Damit da mal wieder Nährstoffe auf den Boden treffen. Rasen 14 Die drei Töpfe haben schon wieder ihren alten Platz eingenommen.

Rasen 15 Es scheint vollbracht. Schritt 1, der Acker ist fertig. In den nächsten zwei Wochen folgt dann die Aussaat. Rasen 16

Rasen 17 Ein paar Töpfe wandern in die Gärten unserer Muttis. Auch auf der Terrasse brauchen wir Platz. Rasen 18

Rasen 3 Der Blumenkasten im kleinen Fenster ist dann jetzt erstmal das Highlight, so lange der Acker noch kein echter walisischer Rasen ist. 😉Rasen

Also diese Blumentöpfe sind meine Entdeckung für den Sommer 2015. Ich habe sie hier in Braunschweig in der Gärtnerei Volk entdeckt. Nun, wer sagt denn, dass Blumenkästen immer eckig und aus Plastik sein müssen?

Ich schaue seit einer Woche immer wieder raus auf die Terrasse, und freue mich wie blöde über meine Blumentöpfe.
Das war wirklich ein super Fund.

Sagt Ihr mir aber bitte Bescheid, bevor der nächste Orkan kommt? 🙂

 

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2 Comments

  • Reply
    Sylvia Hubele
    29. April 2015 at 15:42

    Ach, weils mir gerade einfällt und Du von totem Boden schreibst: Es gibt tatsächlich eine Regenwurmfarn, dort kannst Du Regenwürmer bestellen. Ich vermute, nach Gewicht…
    viele Grüße
    Sylvia

    • Reply
      SanDi
      29. April 2015 at 15:57

      Uuuuuh,
      ich glaube, dass sich das gerade mit dem neuen Boden erledigt hat.
      Vielleicht zieht ja freiwillig eine Wurmfamilie ein, die den Rasen von unten schön macht.
      Die sollen sich aber nicht hier blicken lassen. 🙂

      Liebe Grüße
      Sandra

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