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Neues aus dem Webkurs

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Die Aussprache ist hier [Weeebkurs], nicht etwa [Webbbkurs], wie man es bei mir – der daueronline Blogtante vermuten könnte. Ich habe bereits darüber geschrieben, dass ich im Dezember mit dem Weben begonnen habe. Wer’s nicht gelesen hat: *KLICK*

Wer mich kennt, der weiß, dass ich gerne immer auch noch einen passenden Kurs belege. Ich möchte verstehen, was mich gerade besonders interessiert. Manchmal reicht mir ein Onlinekurs.

Übers Weben wollte ich mehr wissen, also habe ich einen Kurs gebucht, und noch einen am Wochenende, und ich werde es wieder tun, denn ich bin akut vom Webvirus [sprich: Weeebvirus] befallen. Mein kleiner Rigid-Heddle-Webrahmen ist schon toll, aber ich wollte mal wissen, was es mit diesen Schäften auf sich hat.

So gut kann es nicht jeder haben, denn Webkurse fallen nicht in jeder Region einfach vom Himmel. Hier bei mir in der Region gibt es die Webstube von Kari Bottke in Schöppenstedt *KLICK*.
Hier habe ich das Weben mit vier Schäften kennengelernt. Nicht nur ich. Alle Kurse sind voll gebucht, und es gibt so viel zu sehen in der kleinen gemütlichen Webstube. Die gar nicht so klein ist.
Wenn aber 8-9 Teilnehmer/-innen dort mit ihren Webstühlen sitzen, dazu das wandgroße Wollregal mit all den vielen Farben, die beiden großen Webstühle für besonders breite Projekte oder Teppiche, dann ist das dort schon ganz schön kuschelig. Da habe ich sehr gestaunt, was mit dem Weben so alles möglich ist, schließlich schaut man ja schon mal auf die Webstühle rechts und links, um sich inspirieren zu lassen.

Ich will hier gar nicht so viel Werbung machen, so lange mein Teilnahmeplatz im Herbst noch nicht 100% fest gebucht ist. 😉

Acht Kursabende gab es im 1. Kurs. Ich wollte eine Art Hahnentrittmuster weben. Rot weiße Tischläufer aus einem feinen Garn, einem Baumwoll-Leinen-Gemisch. Dazu braucht es die Köperbindung.

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Das ist die Reihenfolge für die Bedienung der Schäfte, die dann den Köper, bzw. das Muster ergeben.

Zuvor musste ich die Kette erstellen. Die Kette wird in den Webstuhl, d.h. auch in die Schäfte eingezogen. Gewebt wird dann mit dem Schussfaden, der sich auf dem Schiffchen befindet. Das habt Ihr sicher schon mal gesehen, oder selbst irgendwo ausprobiert.

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So werden die Schäfte gesteuert.

Webstuhl rotweiß 3Das sind die vier Schäfte mit den Litzen, durch die die einzelnen Fäden der Kette durchgezogen werden müssen. Bewegt man nun die Schäfte während des Webens, so ergibt sich das Muster.

Für eine Breite von etwa 45 cm habe ich um die 360 Fäden in den Webstuhl eingezogen! Die Kette hatte eine Länge von etwa 3,50 m. Das ist am Ende die Länge des gesamten Webstücks. Zusätzlich zu den Schäften müssen die Fäden dann am Ende auch noch durch den Webkamm durchgezogen werden.

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Hier kommen die Fäden aus dem Kamm.

Da steckt wirklich eine ganze Menge Arbeit dahinter. Ich habe erst am 4. Kursabend den Webstuhl soweit gehabt, dass ich endlich weben konnte. Ein Kursabend dauerte immerhin von 19:00 – 22:00 Uhr. Ich bin selbst erstaunt, wo ich die Geduld dafür hergenommen habe. Aber Weben, inklusive der Vorbereitung, ist Meditation und Beruhigung.

Von dieser Seite her dürfte ein handgewebter Stoff grundsätzlich unerschwinglich sein. Mir wird als Hobbyschneiderin auch deutlich, welche Möglichkeiten mir das eröffnet, aber auch wie wertvoll diese Arbeit ist.
Wenn der Herr Lagerfeld für Chanel einige Stoffe in kleinen Manufakturen weben lässt, dann wundert mich nicht, dass das kleine Mäntelchen mal eben ein paar 1000 Euro kostet.

Zurück zum Webkurs.

Kari ist eine sehr gute, sehr herzliche, aber manchmal auch strenge Lehrmeisterin, die sofort korrigiert, wenn etwas nicht richtig ist. Das sieht sie aber auch aus der Entfernung schon. Respekt! Das muss so, und deshalb habe ich viel gelernt.
Oft dachte ich zwischendurch, dass ich sicher niemals dieses Werkstück beenden werde, aber wenn es dann doch soweit ist, dann ist das ein tolles Gefühl. Dieser Moment, wenn Du 3,50 m Stoff aus dem Webstuhl ziehst, und Dich mit jedem Zentimeter noch mehr drüber freust. Hach!

Zwischen dem letzten und dem vorletzten Kursabend lagen die Osterferien, und insgesamt lagen noch etwa zwei Meter vor mir. Das konnte ich nur schaffen, wenn ich den Webstuhl mit nach Hause nahm. Das ging den meisten im Kurs so.

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Der Webstuhl ‚Monika‘ in meiner kleinen Web-Mansarde.

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Mein Sitzpuff hat genau die richtige Größe. So ist das auch noch echt bequem.

 

Webstuhl rotweiß 8Hier sollte man besser nicht mit den Fingern hineingeraten.

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Hier einmal das Muster im Detail. Webstuhl rotweiß 6

Toll, wenn aus der Kette langsam der Stoff wird.
Karfreitag und Ostersamstag waren dann meine wilden Webtage. Ich geriet in einen Flowzustand, und webte, webte, webte, das gesamte Feiertags-TV-Programm hindurch.

Am letzten Kursabend wurden dann alle entstandenen Webstücke gebührend gefeiert.

Voilà hier sind sie nun, meine Tischläufer! So richtig auf dem Tisch, mit Deko drauf. Aber wehe, wehe, wehe, es kleckert jemand!

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Webstuhl rotweiß 14 Nach der 1. Wäsche ist das Muster etwas fester, und an einigen Stellen auch noch etwas gleichmäßiger geworden.

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Oha, beim Nähen habe ich dann doch noch etwas falsch gemacht. Der Ehemann, dem sowas immer auffällt, der hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Läufer eins rote Sternchen hat, Läufer 2 aber weiße. Ich habe sie unterschiedlich gesäumt. Egal, das muss so.

Das nächste Projekt ist bereits in Arbeit. Über die Sommerzeit habe ich wieder einen Webstuhl ausgeliehen, der jetzt in meinem Wohnzimmer steht. Diesmal ein kariertes Projekt in rot und pink. Diesmal sind es etwa 600 Fäden, und es sind fast vier Meter zu weben. Aber bis Ende August ist es ja auch noch ein wenig Zeit.

Würde mir aber bitte jemand mal eben das Wintermantelprojekt ausreden, das sich gerade in meinem Kopf breit macht?
Es gibt da dieses schöne Muster, das die Farben etwas changieren lässt, und überhaupt wäre das Garn sicher dicker, da brauche ich weniger Fäden einzuziehen, und es webt sich schneller, und, und … Hülfe!

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